Erfahrungsbericht Simikot
Dr. Julia Sieber, Bernhard Wetscher, Waltraud Rudelstorfer (Team 2 in Simikot vom 10. Oktober – 28. Dezember 2007)
Stellen sie sich eine Alm mit einer 4000 Einwohner Gemeinde auf 3000m Höhe vor, subtrahieren sie Strom, Fließwasser, Straßen, sowie Kanalisation und denken sie an Eselkaravanen als Transportmittel.
Sodann befinden sie sich in Simikot- Humla in Nordwestnepal an der Grenze zu Tibet.
Trotz der harten Lebensbedingungen und des rauen Klimas ist die Gegend wunderschön und idyllisch, wir haben uns immer wohl gefühlt und es hat uns an nichts essentiellem gefehlt. Durch die abgelegene, schwer erreichbare Lage ist nur ein rudimentäres Gesundheitssystem vorhanden. Das Wissen der Menschen über Hygiene, Erkrankungen, Gesundheitsrisiken oder Ernährung ist kaum vorhanden, hohe Kindersterblichkeit und niedrige Lebenserwartung sind die Folge. Die schweren Lebensbedingungen und der geringe Bildungsstandard ließen uns an die Basis der Medizin zurückkehren.
Zu unseren täglichen Aufgaben zählten daher Training in der Körperhygiene, Mutter-Kind-Beratung und Ernährungstipps.Das Krankenhaus in Simikot ist das Einzige im ganzen Bundesland, das Einzugsgebiet erstreckt sich über viele Kilometer. Durch die geographischen Gegebenheiten haben die Patienten oft tagelange Fußmärsche zurückzulegen bis sie im Krankenhaus ankommen. Daher haben wir häufig Verletzungen und Wunden versorgt, die Tage- bis Wochen alt und dementsprechend infiziert und eitrig waren. Zustände, die wir in Europa nicht kennen!
Weitere häufige Krankheitsbilder sind Infektionskrankheiten wie Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen, TBC, Durchfälle und Ekzeme. Der Antibiotikaverbrauch ist daher hoch, glücklicherweise ist die Krankenhausapotheke damit gut ausgestattet.Schwerer erkrankte Patienten mussten wir in das nächste, ca. eine Flugstunde entfernte Krankenhaus ausfliegen lassen, da unser Haus nur sehr einfach ausgestattet ist und man kaum diagnostische Hilfsmittel zur Verfügung hat.
Wir konnten uns also nur auf unsere fünf Sinne und das Stethoskop verlassen, eine Art der Medizin, die man bei uns schon fast verlernt hat! Es war nicht immer ganz einfach mit so wenig auszukommen, manchmal waren wir auch verzweifelt und wussten nicht weiter. Mit viel Improvisation und Kreativität haben wir Lösungen gesucht, Material gebastelt und alle zusammengeholfen.Die kulturellen Unterschiede zwischen Asien und Europa haben oft Verwunderung in uns ausgelöst, mittels Übersetzer, Händen und Füßen haben wir versucht Missverständnisse zu klären!
Es wird wohl noch viel Ausdauer und Jahre benötigen bis sich die Situation nachhaltig verbessert. Trotzdem haben wir das Gefühl mehr als nur einen Tropfen auf den heißen Stein beigetragen zu haben. Es war eine großartige Erfahrung, eine Besinnung auf dasWesentliche. Wir würden nicht zögern, Simikot ein weiteres Mal zu besuchen!